1. Beispiele für Relativsätze
(1) Der Mann, der am Fenster sitzt, kommt aus Hamburg.
(2) Ich erinnere mich noch genau [daran], worüber wir gestern gesprochen haben.
(3) Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
(4) Du musst das Rad prüfen, welches Luft verliert.
2. Theorie der Relativsätze
- Sie werden durch ein Relativpronomen oder Relativadverb eingeleitet.
- Sie sind Nebensätze, die sich auf ein Bezugswort im Hauptsatz beziehen.
- Dieses Bezugswort muss man sich manchmal hinzudenken, siehe (2).
- Meistens sind sie Attribute; sie können aber auch Subjekt oder Objekt sein.
- Sie stehen in der Nähe des Bezugswortes.
- Relativsätze sind restriktiv oder nicht-restriktiv; restriktiv sind sie, wenn sie das Bezugswort näher bestimmen (und so seine Bedeutung einschränken): (5) der Mast, der an unserer Garage steht. Nicht-restriktive Relativsätze fügen dem Bezugswort lediglich ein Merkmal hinzu: (6) unser Auto, das [bekanntlich] braun ist.
- Relativsätze können Ergänzungen oder Angaben sein: Ergänzungen sind spezifische (notwendige) Satelliten des Nomens, sie vertreten oft den Genitivus subjectivus: (7) der Fehltritt, den der Großvater beging [= der Fehltritt des Großvaters]; Angaben sind unspezifische (beiläufige) Satelliten, sie können der gesamten Wortklasse zugeordnet werden.
- Es gibt weiterführende Relativsätze, die sich auf den ganzen Satz beziehen:(8) Die Raupe hat stachelige Haare, was sie vor Feinden schützt.
- Sie werden durch Komma(s) vom Hauptsatz abgetrennt.
3. Die Relativpronomen
- sind „der, die, das“ (aus dem Demonstrativpronomen entstanden), „welcher, welche, welches“ (eher im Schriftdeutschen), „wer, was“ („wer“ → Personen, „was“ → Sachen – beide verallgemeinernd);
- stellen die Beziehung zu einem Nomen oder Pronomen im übergeordneten Satz her, vgl. (1): „der“ →„Der Mann“;
- richten sich in Geschlecht und Zahl nach dem Bezugswort, vgl. (1): „der“ ist Maskulinum, Singular, wie „Der Mann“,
- während der Fall sich nach der Funktion im Relativsatz richtet, vgl. (1): „der“ ist Subjekt im Relativsatz, steht also im Nominativ.
4. Relative Adverbien
- Sie können ebenfalls Relativsätze einleiten, siehe (2).
- Sie bestehen aus den beiden Teilen „wo[r]“ + Präposition, also „woher, wofür, worüber, worauf“ usw.
- Die Genitivverbindungen „weshalb, weswegen“ behalten ihre Form.
- Nach Orts- und Zeitangaben kann ein relatives „wo“ stehen:(9) Es kam die Morgenstunde, wo die Entscheidung nahte.
- Ein modaler Attributsatz kann mit relativem „wie“ angeschlossen werden:(10) Die Art, wie [= in welcher] er erzählt, gefällt mir.
Quellen: Schülerduden Grammatik; Jung/Starke: Deutsche Grammatik (1990); Ulrich Engel: Deutsche Grammatik (1988/2009). Im Canoonet wird der Relativsatz als Attributsatz behandelt, siehe http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Satz/Komplex/Funktion/Attribut/Relativ/index.htmlmit weiterführenden Links.
Die Unterscheidungen restriktiv/nicht-restriktiv und Ergänzung/Angabe braucht man natürlich in der Sekundarstufe I nicht einzuführen; sie sind vielleicht bei stilistischen Untersuchungen in der Sekundarstufe II (für den Lehrer) hilfreich.