Normalerweise meinen Schüler, die Tempusformen des Deutschen bezeichneten Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, also die drei Zeitformen oder -stufen.
Dass dem so nicht sein kann, sieht man schon daran, dass es sechs Tempusformen im Deutschen gibt.
Wenn man in den Schülerduden Grammatik (7. Auflage, Nr. 81) schaut, findet man folgende Erklärung: „Die Tempusformen, die mit dem Partizip II und den Hilfsverben sein oder haben gebildet werden, haben eine Gemeinsamkeit: Mit ihnen wird etwas Abgeschlossenesausgedrückt.“ An dieser Stelle sieht man schön, dass mit einer Tempusform etwas Nicht-Zeitliches gemeint sein kann, eben der Aspekt, dass eine bestimmte Handlung abgeschlossen ist.
Ein differenziertes Verständnis des Tempussystems kann man nicht hoch genug einschätzen; Tempuswechsel in Texten hat immer eine Bedeutung. Die Tempora richtig zu gebrauchen (Präsens für die Analyse, Präteritum fürs Berichten) muss bis in die Sek II hinein geübt werden.
Im Unterricht wird man den Gebrauch der verschiedenen Tempusformen über eine längere Zeit einüben und gelegentlich auf die besondere Bedeutung eines Tempus hinweisen (bzw. sie erarbeiten), ehe man die Bedeutung aller Tempusformen systematisch untersucht; das kann dann in Kl. 8 oder 9 geschehen.
1. Vorbemerkungen
a) Die lateinischen Bezeichnungen führen in die Irre, wenn man meint, sie drückten die Leistungen der deutschen Tempusformen aus.
b) Wir unterscheiden zwischen Zeit oder Zeitstufen (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft) und den sechs (oder mehr oder weniger – das ist umstritten) Tempusformen der deutschen Sprache.
c) Die Tempusformen haben nicht nur eine zeitliche Bedeutung.
d) Soweit sie eine zeitliche Bedeutung haben, gilt diese aus der Sicht (und Gegenwart) des jeweiligen Sprechers (deixis); dies gilt (indirekt) auch für das zeitliche Verhältnis zweier in Sätzen benannter Ereignisse.
e) Zeitliche Verhältnisse können auch anders als durch das Tempus ausgerückt werden: durch Adverbien (morgen), durch Nomina mit Präposition (am Mittag), durch Adjektive oder Partizipien (im kommenden Jahr) und noch anders.
a) Die lateinischen Bezeichnungen führen in die Irre, wenn man meint, sie drückten die Leistungen der deutschen Tempusformen aus.
b) Wir unterscheiden zwischen Zeit oder Zeitstufen (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft) und den sechs (oder mehr oder weniger – das ist umstritten) Tempusformen der deutschen Sprache.
c) Die Tempusformen haben nicht nur eine zeitliche Bedeutung.
d) Soweit sie eine zeitliche Bedeutung haben, gilt diese aus der Sicht (und Gegenwart) des jeweiligen Sprechers (deixis); dies gilt (indirekt) auch für das zeitliche Verhältnis zweier in Sätzen benannter Ereignisse.
e) Zeitliche Verhältnisse können auch anders als durch das Tempus ausgerückt werden: durch Adverbien (morgen), durch Nomina mit Präposition (am Mittag), durch Adjektive oder Partizipien (im kommenden Jahr) und noch anders.
2. Hauptsätze
a) Das Präsens bezieht sich aus der Sicht des Sprechers auf ein Geschehen, das schon oder noch abläuft, und in diesem Sinn auf „Gegenwärtiges“ bzw. Nicht-Vergangenes. – Für die Feinheiten im Tempusgebrauch sollte man mehrere Grammatiken zu Rate ziehen.
* In der Duden-Grammatik (6. Aufl.) wird bei den Zeitstufen „der Unterschied zwischen Vergangenheit – Nichtvergangenheit“ als für das deutsche Tempussystem wesentlich herausgestellt, weil er für den Funktionsunterschied der beiden Haupttempora Präsens und Präteritum verantwortlich ist; denn auch Zukünftiges wird meistens durch Präsens mit Zeitangabe bezeichnet.
b) Das Präteritum wird (zum Erzählen und Berichten) gewählt, wenn ein Geschehen oder eine Handlung vergangen (und abgeschlossen) ist. Auch das Plusquamperfekt bezieht sich immer auf Vergangenes.
c) Das Perfekt bezeichnet gemäß seiner Bildung (Hilfsverb + Partizip II) den Vollzug oder Abschluss einer Handlung; das wird meistens von Vergangenem gesagt, aber auch in allgemein gültigen Aussagen oder für die Zukunft.
[Beim mündlichen Erzählen wird gerade im Norddeutschen oft das Perfekt statt des Präteritums verwendet.]
d) Das Futur I kann sich wie das Präsens auf Gegenwärtiges wie Zukünftiges beziehen; gerade dem Futur I kommt die modale Komponente „Vermutung“ zu, nach Heinz Vater ist diese sogar die eigentliche Bedeutung des Futur I.
e) Das Futur II braucht man, wenn man sagen will, dass der Abschluss einer Handlung noch bevorsteht oder wenn man vermutet, dass etwas abgeschlossen ist. Das Plusquamperfekt wird gebraucht, wenn in einer Erzählung (im Präteritum) von etwas bereits Abgeschlossenem berichtet wird.
f) Die möglichen Bedeutungen des Präsens nach W. Jung: Grammatik der deutschen Sprache (10. Aufl.):
* Es bezeichnet ausgesprochen gegenwärtiges Geschehen;
* es bezeichnet Vorgänge von Dauer;
* es bezeichnet die Allgemeingültigkeit;
* es bezeichnet in Verbindung mit Temporalangaben Zukünftiges;
* es bezeichnet in Verbindung mit Modalwörtern eine Vermutung;
* es drückt einen energischen Befehl aus (meistens 2. Person);
* es steht als historisches Präsens in Aussagen über Vergangenes.
g) Für den relativen Gebrauch (zeitlicher Bezug zweier Sätze) gelten die Grundregeln:
* Zum Ausdruck der Gleichzeitigkeit der beiden Geschehnisse steht in Teilsätzen das gleiche Tempus.
* Zum Ausdruck der Vorzeitigkeit steht das Perfekt neben Präsens und Futur I, das Plusquamperfekt neben dem Präteritum.
* Zum Ausdruck der Nachzeitigkeit können in den Teilsätzen gleiche oder unterschiedliche Tempusformen gewählt werden.
* Temporale Adverbien, Konjunktionen oder andere Zeitangaben verdeutlichen das Zeitverhältnis; deshalb gelten die genannten Regeln auch nicht ganz streng.
a) Das Präsens bezieht sich aus der Sicht des Sprechers auf ein Geschehen, das schon oder noch abläuft, und in diesem Sinn auf „Gegenwärtiges“ bzw. Nicht-Vergangenes. – Für die Feinheiten im Tempusgebrauch sollte man mehrere Grammatiken zu Rate ziehen.
* In der Duden-Grammatik (6. Aufl.) wird bei den Zeitstufen „der Unterschied zwischen Vergangenheit – Nichtvergangenheit“ als für das deutsche Tempussystem wesentlich herausgestellt, weil er für den Funktionsunterschied der beiden Haupttempora Präsens und Präteritum verantwortlich ist; denn auch Zukünftiges wird meistens durch Präsens mit Zeitangabe bezeichnet.
b) Das Präteritum wird (zum Erzählen und Berichten) gewählt, wenn ein Geschehen oder eine Handlung vergangen (und abgeschlossen) ist. Auch das Plusquamperfekt bezieht sich immer auf Vergangenes.
c) Das Perfekt bezeichnet gemäß seiner Bildung (Hilfsverb + Partizip II) den Vollzug oder Abschluss einer Handlung; das wird meistens von Vergangenem gesagt, aber auch in allgemein gültigen Aussagen oder für die Zukunft.
[Beim mündlichen Erzählen wird gerade im Norddeutschen oft das Perfekt statt des Präteritums verwendet.]
d) Das Futur I kann sich wie das Präsens auf Gegenwärtiges wie Zukünftiges beziehen; gerade dem Futur I kommt die modale Komponente „Vermutung“ zu, nach Heinz Vater ist diese sogar die eigentliche Bedeutung des Futur I.
e) Das Futur II braucht man, wenn man sagen will, dass der Abschluss einer Handlung noch bevorsteht oder wenn man vermutet, dass etwas abgeschlossen ist. Das Plusquamperfekt wird gebraucht, wenn in einer Erzählung (im Präteritum) von etwas bereits Abgeschlossenem berichtet wird.
f) Die möglichen Bedeutungen des Präsens nach W. Jung: Grammatik der deutschen Sprache (10. Aufl.):
* Es bezeichnet ausgesprochen gegenwärtiges Geschehen;
* es bezeichnet Vorgänge von Dauer;
* es bezeichnet die Allgemeingültigkeit;
* es bezeichnet in Verbindung mit Temporalangaben Zukünftiges;
* es bezeichnet in Verbindung mit Modalwörtern eine Vermutung;
* es drückt einen energischen Befehl aus (meistens 2. Person);
* es steht als historisches Präsens in Aussagen über Vergangenes.
g) Für den relativen Gebrauch (zeitlicher Bezug zweier Sätze) gelten die Grundregeln:
* Zum Ausdruck der Gleichzeitigkeit der beiden Geschehnisse steht in Teilsätzen das gleiche Tempus.
* Zum Ausdruck der Vorzeitigkeit steht das Perfekt neben Präsens und Futur I, das Plusquamperfekt neben dem Präteritum.
* Zum Ausdruck der Nachzeitigkeit können in den Teilsätzen gleiche oder unterschiedliche Tempusformen gewählt werden.
* Temporale Adverbien, Konjunktionen oder andere Zeitangaben verdeutlichen das Zeitverhältnis; deshalb gelten die genannten Regeln auch nicht ganz streng.
3. Merksatz
Ein Tempuswechsel in einem Text signalisiert etwas; beim Lesen sollte man auf Tempuswechsel achten und sie nicht nur notieren, sondern auch im Kontext zu verstehen suchen.
Ein Tempuswechsel in einem Text signalisiert etwas; beim Lesen sollte man auf Tempuswechsel achten und sie nicht nur notieren, sondern auch im Kontext zu verstehen suchen.
4. Zusatz
Neben dem Zeitbezug können Tempusformen auch einen Aspekt des Geschehnisses oder eine Aktionsart ausdrücken.
Die Aktionsart ist leichter zu verstehen: Spielart eines Geschehens im Blick auf die Art seiner inhaltlichen Modifizierung (iterativ = wiederholt, intensiv; kausativ = veranlassend, faktisch; inchoativ = anfangend).
Der Aspekt bezeichnet die Verlaufsweise eines Geschehens im Hinblick auf sein Verhältnis zum Zeitablauf:
a) duarativ/imperfektiv (länger andauernd: schlafen, essen);
b) perfektiv/punktuell (zeitliche Begrenzung: Beginn oder Abschluss eines Geschehens: einschlafen – ausessen).
Neben dem Zeitbezug können Tempusformen auch einen Aspekt des Geschehnisses oder eine Aktionsart ausdrücken.
Die Aktionsart ist leichter zu verstehen: Spielart eines Geschehens im Blick auf die Art seiner inhaltlichen Modifizierung (iterativ = wiederholt, intensiv; kausativ = veranlassend, faktisch; inchoativ = anfangend).
Der Aspekt bezeichnet die Verlaufsweise eines Geschehens im Hinblick auf sein Verhältnis zum Zeitablauf:
a) duarativ/imperfektiv (länger andauernd: schlafen, essen);
b) perfektiv/punktuell (zeitliche Begrenzung: Beginn oder Abschluss eines Geschehens: einschlafen – ausessen).
5. Schlussbemerkung
Sagen wir es ruhig: Das Ganze ist ziemlich kompliziert; aber kann man eine geschichtliche Entwicklung von mehr als tausend Jahren in ein einfaches System pressen? Vater (Einführung in die Zeit-Linguistik, 1994, Anm. 17) berichtet, wie das heutige Futur I von Mönchen im Mittelalter erfunden wurde, um das lateinische Futur übersetzen zu können: Neben der heutigen Form („werden“ + Infinitiv) gab es damals noch andere Übersetzungsversuche, aber der uns bekannte Versuch hat sich schließlich durchgesetzt.
Sagen wir es ruhig: Das Ganze ist ziemlich kompliziert; aber kann man eine geschichtliche Entwicklung von mehr als tausend Jahren in ein einfaches System pressen? Vater (Einführung in die Zeit-Linguistik, 1994, Anm. 17) berichtet, wie das heutige Futur I von Mönchen im Mittelalter erfunden wurde, um das lateinische Futur übersetzen zu können: Neben der heutigen Form („werden“ + Infinitiv) gab es damals noch andere Übersetzungsversuche, aber der uns bekannte Versuch hat sich schließlich durchgesetzt.
6.Ausgewählte Links (März 2017):
http://moodle.hft-leipzig.de/mod/page/view.php?id=426 (einfache Erklärung für Deutsch Lernende, mit fünf Übungen; zwei Konjugationstabellen, aber nur mit haben-Perfekt)
http://rainhk.eu/download/deutsch7/Zeitformen%20des%20Verbs%205%20-%209.pdf (9 Arbeitsblätter, mit Beispielsätzen und Texten)
http://www.grammatikdeutsch.de/html/zeiten-info.html (Konjugationstabellen, mit 12 Übungen - rein formal)
http://www.udoklinger.de/Deutsch/Grammatik/Aktiv-Passiv.htm (Konjugation „lieben“ und „waschen“ im Aktiv und Passiv)
http://www.udoklinger.de/Deutsch/Grammatik/Temp.htm (gute Übersicht über die Leistung der Tempusformen)
http://mein-deutschbuch.de/tempus.html (die Bedeutung und ausführlich die Bildung der Tempusformen, Beispiele in Sätzen)
http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/gruwi.ansicht?v_typ=o&v_id=4146 (umfangreiche Theorie des Tempussystems, geht von der Formbildung der deutschen Tempora aus und erklärt dann die Leistung der einzelnen Tempora:
http://home.uni-leipzig.de/doelling/veranstaltungen/semprag9.pdf (komplexe Theorie der „Temporalität“ und des Aspekts – plus Modalität, aber das interessiert uns jetzt nicht)
http://www.personal.uni-jena.de/~x1gape/Wort/Wort_Verb_Tempus.pdf (das Tempus-Modus-System im Deutschen, komplex, gut verständlich für Lehrer)
http://www.klassenarbeiten.de/klassenarbeiten/klasse5/deutsch/klassenarbeit52_grammatik.htm (Klassenarbeit Kl. 5, rein formal, mit starken Verben – würde ich so nicht stellen)